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Das Interkosmos-Programm, in dessen Rahmen bis 1988 insgesamt 13 bemannte Missionen durchgeführt wurden, prägt auch noch die heutige Raumfahrt. Davon zeigte sich Gerhard Thiele, Leiter der Astronautenausbildung bei der ESA, überzeugt.

 

Das Interkosmos-Programm, in dessen Rahmen bis 1988 insgesamt 13 bemannte Missionen durchgeführt wurden, prägt auch noch die heutige Raumfahrt. Davon zeigte sich Gerhard Thiele, Leiter der Astronautenausbildung bei der ESA, überzeugt. Er wünschte sich eine historische Studie zum Einfluss von Interkosmos auf die Entstehung der europäischen Weltraumlabors Columbus und die Internationale Raumstation ISS. Europa, so Thiele, sei ein kleiner, aber anerkannter Partner, der sich insbesondere mit dem jüngst erfolgten Andocken des Versorgungsraumschiffs ATV an die ISS viel Respekt erworben habe. Der Frage nach einem eigenen, autonomen bemannten Zugang zum Weltraum könne Europa aber nicht ausweichen, ergänzte Thiele. Ähnlich hatte zuvor bereits Astronaut Thomas Reiter in seinem Grußwort geäußert. Wiederholt verwiesen die Redner auf die kürzlich erstellte Designstudie "ATV Evolution", in der gezeigt wird, wie das ATV schrittweise zu einem bemannten Transportsystem weiterentwickelt werden könnte. Die Studie soll auf der demnächst stattfindenden Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA in Berlin der Öffentlichkeit präsentiert werden. Aber könnte es der internationalen Kooperation im Weltraum womöglich förderlicher sein, wenn Europa bewusst auf die Entwicklung eines eigenen bemannten Systems verzichtet, statt sich in eine Konkurrenz mit Russland, den USA und China zu begeben? Jähn war die Idee sympathisch und auch Reiter räumte ein, dass das eine Option sei, die diskutiert werden müsse. Er verwies aber auch darauf, dass das derzeit einzige Kooperationsprojekt in dieser Richtung, das gemeinsam mit Russland angestrebte "Crew Space Transportation System" (CSTS), seit vier Jahren nicht von der Stelle komme. Mit einem eigenen System könne man eher Zeichen setzen. Thiele nannte das Beispiel Airbus, mit dem Europa im Luftverkehr Standards etwa beim Lärm- und Umweltschutz durchgesetzt habe.
"Das hätten wir ohne den Bau eigener Flugzeuge wohl kaum erreicht", sagte er. Astronaut Ernst Messerschmid nannte Zahlen: Der weltweite Jahresumsatz der Raumfahrt betrage 200 Milliarden Dollar, doch der Anteil von Europa an der ISS entspreche mit 8,3 Prozent nicht den Möglichkeiten. "Die ISS ist kein Modell internationaler Zusammenarbeit", so Messerschmid. Die Raumfahrt spürt Aufwind. So konnte Thiele auch eine junge Frau beruhigen, die sich sorgte, ihren Traumberuf Astronautin aus Altersgründen nie ausüben zu können. Für den jetzt beginnenden Auswahlprozess sei sie zu jung, sagte sie. Wenn es bis zum nächsten aber wieder 16 Jahre dauere, sei sie dann womöglich schon zu alt. Thiele versicherte ihr, dass das nächste Auswahlverfahren wahrscheinlich deutlich früher beginnen werde, vielleicht schon in vier oder fünf Jahren. "Wenn wir uns zusammentun, haben wir die Kraft, unsere Ziele im All zu erreichen", betonte Weltraumveteran Waleri Bykowski, dessen erster Raumflug mit Wostok 5 sich am 14. Juni zum 45. Mal jährt. Bestimmt lässt sich dann auch ein besonders unangenehmes Problem lösen, von dem Jähn berichtete: "Wir hatten damals eine Büchse Bier dabei, mit 0,3 Liter Inhalt. Und die hat sich beim Öffnen durch den Druckunterschied und die Schwerelosigkeit in Schaum aufgelöst."
(Hans-Arthur Marsiske) / (ad/c't)

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